Big Aura

„Mein kreatives Schaffen geht einher mit der Suche nach neuen Verwendungsmöglichkeiten für Stoffe. Ihre ästhetischen Qualitäten inspirieren mich immer wieder, genauso wie die wichtige Rolle, die sie in der Geschichte der Menschheit gespielt haben. Ich habe also meine Aufmerksamkeit den Textilien gewidmet.“ Isabella Ducrot

Die Aura wird durch ein dezentes Leuchten bestimmt, das normalerweise nicht wahrnehmbar und nicht greifbar ist und alle lebendigen Wesen (Menschen, Tiere und Pflanzen) wie ein Heiligenschein umgibt. Es kann die Seele des Wesens widerspiegeln, zu dem die Aura gehört. In diesem Fall ist die Aura schier gigantisch und umgibt die monumentalen Kleider dieser übermenschlichen Wesen, mit dem Ziel, die Träger durch ihre beeindruckende und faszinierende Präsenz auf eine beinahe göttliche Stufe emporzuheben. 

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Der Hintergrund der Installation besteht aus schwarzen Linien auf weißem Grund, die sich zu einem großen Gitter zusammensetzen, auf dem die 23 Kleider platziert sind. Mit der Verwendung dieses eigenwilligen, absichtlich unregelmäßig und unvollkommen gestalteten Gittermusters, das mit der altertümlichen Blockdrucktechnik gefertigt wurde, drückt die Künstlerin dem Werk ihren ganz eigenen Stempel auf. Sie nutzt solche geometrischen Muster oft nicht nur aus ästhetischen Gründen, die sich beim Betrachten der verwebten vertikalen und horizontalen Linien erschließen, sondern auch mit der politischen Absicht, karierten Geweben Tribut zu zollen. In der westlichen Mode wurden diese oft als minderwertig angesehen, da sie vor allem von Arbeitern wie Bauern und Maurern verwendet und getragen wurden, die unter freiem Himmel körperliche Arbeit verrichteten. Mit kleineren Karos wurden diese Gewebe zum Schneidern von Schürzen und Kinderkleidung verwendet.

Isabella Ducrot erinnert sich:

„Ich weiß noch, wie ich zum ersten Mal die zeremoniellen Gewänder der Sultane des Osmanischen Reichs gesehen habe, die im Museum des Topkapı-Palasts in Istanbul ausgestellt sind. Ich war überwältigt von ihrer Größe. Sie waren überproportional und standen für die souveräne Gleichgültigkeit der höfischen Schneider: Die normale Anatomie des Menschen hatten sie völlig außer Acht gelassen. Ich bin überzeugt, dass das Sprichwort „Kleider machen Leute“ voll und ganz zutrifft. Diese riesigen Dimensionen hatten den Trägern dieser Kleidung im Laufe der Jahrhunderte zu Erhabenheit, Würde und Unverletzlichkeit verholfen, selbst wenn sie in Ungnade gefallen waren.“

 

© Isabella Ducrot / Chanakya School of Craft

© Adrien Dirand

Big Aura von Isabella Ducrot, zu erleben bis zum 28. Januar 2024.